Zwei Workshoptage, unterbrochen von sieben Tagen Abstand. Da stellt sich unweigerlich die Frage, ob ein solches Format überhaupt Wirkung entfalten kann. Doch nach einem sehr gelungenen ersten Workshoptag mit engagierter Mitarbeit und überraschend emotionalen Offenbarungen sowie einem zweiten, etwas chaotischeren und aufgeregteren Tag bleiben vor allem einzelne Szenen in Erinnerung – und mit ihnen die Hoffnung, dass Veränderung möglich ist. Etwa der Moment, in dem ein Jugendlicher, der zuvor mit demonstrativem Desinteresse in der letzten Reihe saß und ein stark traditionelles Männerbild vertrat – Männer müssten einen Bart tragen und jederzeit kampfbereit sein –, sich öffnet und von seiner Trennung erzählt. Ein Freund stimmt ihm zu, fragt kurz nach und berichtet, wie beide in dieser emotionalen Situation gemeinsam
weinen mussten. Oder die Situation, in der sich die Klasse selbst kritisch hinterfragt: Wenn Respekt für sie das oberste Gebot von Männlichkeit ist, warum begegnen sie einander dann so oft respektlos? Warum beleidigen sie sich gegenseitig und machen sich klein? In dem Moment, in dem Raum für Kritik geschaffen wird und der Mut entsteht, diese offen zu äußern, wird deutlich: Auch zwei Tage können reichen, dass Menschen über bisherige Verhaltensmuster reflektieren und neue Gedanken zulassen.

