SFBB-Fortbildung

Jesper

Im September und Oktober veranstalteten die Beteiligungsfüchse in Person von Michael Siegel und Armin Scheffler eine Fortbildungsreihe zu demokratiepädagogischen Grundlagen. Das ebenso spannende wie bedeutsame Angebot richtete sich an pädagogische Fachkräfte, die im Format des Webinars durch eine reichhaltige inhaltliche Ausgestaltung tiefergehende Einblicke in die Demokratiepädagogik erhielten und auf dieser Grundlage die Möglichkeit geboten bekamen, auch eigene persönliche Positionen und Haltungen zu beleuchten und somit ihr professionelles pädagogisches Handeln weiterzuentwickeln.

Ziel und Zweck der Fortbildung war es, über die Beschäftigung mit grundlegenden Konzepten des Demokratie-Lernens das Verständnis für die Bedeutung von Partizipationsförderung als zentralen Aspekt des demokratiepädagogischen Spektrums herauszustellen und diese mithilfe der Reflexion von eigener pädagogischer Macht ganz konkret weiterzuentwickeln. In der Konsequenz können so demokratische Teilkompetenzen gestärkt, Selbstwirksamkeitserfahrungen ermöglicht und ein aktiver Beitrag zur Demokratieentwicklung geleistet werden.

Auf der Basis von grundlegenden demokratiepädagogischen Konzepten und Theorien, wie etwa dem Klassiker “Demokratie und Erziehung” von John Dewey, der “Triade der Demokratiepädagogik”, der “Partizipationsleiter” nach Sherry Arnstein, den “Reckahner Reflexionen”, dem Curriculum “Was Macht was?!” und Ausführungen von Dr. Nkechi Madubuko zu Partizipation und Intersektionalität fand in interaktiven Formaten ein fruchtbarer Austausch statt. Dabei wurde gemeinsam nach Ansätzen für Antworten gesucht, wie die Förderung von “Teilhabe” und “Partizipation” konkret aussehen könnte, was diese Prinzipien prinzipiell für die pädagogische Haltung bedeuten und welche Handlungsstrategien und Methoden in der Lern- und Lebenswelt Schule entwickelt und umgesetzt werden sollten.

In der Beobachtung der Fortbildung sowie in der Rückmeldung von Teilnehmenden des Webinars war vor allem die konkrete Reflexion der eigenen pädagogischen Machtposition und der damit verbundenen persönlichen Haltung sehr eindrücklich. Das eigene vor Augen führen von biografischen Situationen, in denen man selbst aufgrund von fehlender Selbstbestimmung Ohnmacht, Trauer, Wut oder Enttäuschung gespürt hat und beispielsweise Adultismus aus davon betroffener Perspektive selbst erfahren musste, kann tatsächlich einen Denk- und Reflexionsprozess einleiten, der eigenes pädagogisches Verhalten kritisch hinterfragt und echte Potenziale zur persönlichen, professionellen Weiterentwicklung entfaltet. Die Auseinandersetzung mit Machtungleichgewichten, die im pädagogischen Kontext oft zwangsläufig bestehen, ist darum so ein spannender Ausgangspunkt für demokratiepädagogische Überlegungen und ein wichtiger Teil der Begründung für die Stärkung der Förderung von Partizipation in Bildungseinrichtungen.

Das Wort “Macht” ist eng verwandt mit der Formulierung, “etwas zu vermögen”, beispielsweise zu vermögen, auf das Denken und Verhalten von Kindern und Jugendlichen so einzuwirken, dass diese sich gesetzten Ansichten, Vorstellungen oder Wünschen unterordnen müssen. Um demokratische Teilkompetenzen wie reflektierte Selbstkenntnis, Konflikt- und Dialogfähigkeit, soziales Verantwortungsbewusstsein, Partizipationsfähigkeit und die Anerkennung von Vielfalt und Gleichwertigkeit praktisch erfahr- und erlernbar zu machen, bedarf es allerdings ein partizipatives Klima, das mit jenem systematischen Mechanismus bricht und die Tür für ein demokratisches Miteinander im Sinne der demokratischen Lebensform öffnet.