Über den Mitternachtssport und unser Treffen mit Ismael Öner

Vor etwa zwei Wochen hatte einer unserer Fußballtrainer, Pirinthan Sivaharan, gemeinsam mit weiteren Fußballbegeisterten ein Workshop mit Ismael „Issi“ Öner. Issi Öner ist einer der Initiatoren des Mitternachtsfußballs in Berlin und weil wir gemeinsam mit dem TSV Berlin-Wittenau dieses Jahr ein ganz ähnliches Projekt planen, sollte das treffen uns bei der Planung und Umsetzung helfen.

Doch, was genau ist eigentlich der Mitternachtssport und wie kam es dazu?

In den 80er Jahren entstand die Idee des Mitternachtssports in den USA, ein Konzept, das sich später als wegweisend in Deutschland etablieren sollte. Der Start erfolgte 1994 zunächst in Köln, begleitet von wissenschaftlichen Untersuchungen unter der Leitung von Prof. Dr. Pilz. Hannover war letztlich eine der ersten Städte, die dieses Konzept aufgriffen.

Als das Projekt schließlich in Berlin, genauer gesagt in der VSJ (Vereinigung der Sportjugend), startete, hatte es anfangs den Charakter eines Projekts mit vielen Showeffekten. Die entscheidende Wendung kam, als Projekte in Spandau, insbesondere in der Heerstraße Nord, ins Leben gerufen wurden. Diese Region war von vielen Schicksalen geprägt, und die schwierigen Lebensumstände führten zu einem drängenden Bedarf an Interventionen.

Die Idee, eine Sporthalle genau dann zu öffnen, wenn Jugendliche möglicherweise „Schabernack“ treiben, war der Schlüssel. Am 7. November 2007 begann die Reise des Mitternachtssports, anfangs mit wenig finanziellen Mitteln, aber einem starken Dreier-Team. In der Heerstraße Nord, einem durch Kriminalität belasteten Ort, wollten sie eine eigene Anlaufstelle schaffen. Der Austausch mit Jugendlichen über ihre Empfindungen bei Kontrollen half, den Bedarf für ein solches Projekt zu erkennen.

Die Herausforderungen der Finanzierung waren stets präsent. Anfänglich unterstützte die Stadtentwicklung das Projekt, später kam die Unterstützung vom Jugendamt. Die Zusammenarbeit mit den Aufsichten im Jugendamt gestaltete sich nicht immer leicht. Dennoch gelang es, das Projekt mit einem Integrationsbambi zu überbrücken, dank der Unterstützung von Raed Saleh. Die Anerkennung im Bezirk und die Wertschätzung waren die größten Erfolge, die zeigten, dass der Mitternachtssport mehr bewirken konnte als andere Projekte mit erheblichen finanziellen Mitteln.

Die Idee, den Mitternachtssport als Antwort auf Jugendgewalt zu positionieren, wurde unter anderem durch die Schaffung von „großen Brüdern“ erfolgreich umgesetzt. Diese „großen Brüder“ sind aktive oder ehemals aktive Fußballprofis, die sich besonders für das Projekt engagiert haben. Es entstanden viele Highlights für die Kinder, darunter auch Begegnungen mit Persönlichkeiten wie Beckenbauer, Boateng oder Castro.

Trotz finanzieller Herausforderungen gelang es dem Mitternachtssport, sich als Vorreiter der sozialen Arbeit zu etablieren. Die Idee hinter dem Mitternachtssport ist simpel und doch genial: Mit Sport können Jugendliche erreicht werden, die sonst möglicherweise nicht zusammenkämen.

Ab 2016 wurde ein Teil der Stelle finanziert, und der Initiator Ismael Öner wechselte schließlich nach Haselhorst, wo er Leiter einer Jugendeinrichtung wurde. Dort wurde das negative Sportimage der MauMau Siedlung zum Vorteil gemacht. Obwohl er jetzt beim Jugendamt angestellt ist, besteht weiterhin eine enge Kooperation mit seinem „Baby“, dem Mitternachtssport. In Haselhorst bieten sie nicht nur Hausaufgabenhilfe an, sondern auch ein breites Spektrum jugendlicher Angebote, einschließlich gesundheitspräventiver Maßnahmen in Zusammenarbeit mit der AOK. Das ehemalige Haveleck wurde zum Jugendzentrum Haselhorst mit vier Angestellten, und Brücken zwischen den Einrichtungen wurden erfolgreich geschlagen.

Und was haben wir von unserem Gespräch mit Issi Öner mitgenommen?

Zum einen haben wir natürlich tolle Tipps für die Praxis gelernt, an die wir sonst vielleicht eher nicht gedacht hätten: Egal ob zu organisationellen Themen wie Treffen mit dem Sport- und Jugendamt oder dem Umgang mit (handgreiflichen) Konflikten.
Zum anderen haben wir aber auch mitgenommen, dass sich ein solches Projekt lohnt und große Wirkung zeigen kann, wenn man es richtig umsetzt. Deswegen machen wir noch motivierter mit der weiteren Projekplanung und -umsetzung weiter, als wir es ohnehin schon getan haben, um möglichst bald die erste „Fuchsballnacht“ bei uns vor Ort in Reinickendorf veranstalten zu können.