Schulen stehen vor riesigen Herausforderungen. Sie sollen für junge Menschen die Grundlagen legen, sich auf gesellschaftliche Entwicklungen einer immer vielfältigeren Lebenswelt und immer unterschiedlicheren Gesellschafts- und Lebensformen ebenso vorzubereiten, wie auf die Digitalisierung der Gesellschaft. Schulen müssen deswegen vielfältige Angebote schaffen, damit SchülerInnen sich auf diese Herausforderungen einer noch völlig unvorhersehbaren Zukunft vorbereiten können. Dies erreichen die Schulen indem sie Lehr- und Lernformen so gestalten, dass die SchülerInnen ihre Kompetenzen in diesem Bereich stärken können. In diesem Zusammenhang steht dann weniger im Fokus, was gelernt, sondern eher wie gelernt wird. SchülerInnen sollen ihre Kreativität und die Fähigkeit ausbilden, sich im Austausch mit anderen auf unterschiedlichste neue Herausforderungen vorbereiten zu können.
In den drei Tagen, in denen die SchülerInnen von mehr als einem Dutzend Teamenden, Helfenden und Unterstützenden der Beteiligungsfüchse mit dieser Thematik vertraut gemacht wurden, konnte man gut erkennen, wie sich Schule mit außerschulischer Kooperation einer innovativen Bildungsthematik stellen und Impulse für eine zeitgerechte Bildung setzten kann.
Engagementprojekttage an der Max-Beckmann-Oberschule
Die Engagementprojekttage vom 15.-17. Mai 2018 waren mal was ganz Anderes. Während in der Schule Prüfungen durchgeführt wurden, haben sich die 11. Klassen in der dreitägigen Veranstaltung an verschiedenen spannenden Orten über kompetenzorientiertes Lernen und Lehren informiert, sich mit Schule und zivilgesellschaftlichem Engagement auseinandergesetzt, und sich viele Grundlagen über die Lehr- und Lernform „Lernen durch Engagement“ (engl. Service-Learning) erarbeiten können.
Ein Wahlpflichtkurs Lernen durch Engagement – Politik
Mit einem Wahlpflichtkurs möchte die Schule OberstufenschülerInnen die Chance geben eine zusätzliche Profilierung ihrer Bildungsbiographie zu gestalten und überdies eine intensive Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen zu ermöglichen. Der Kurs soll ab dem Schuljahr 2018/2019 in der 12. Klasse der integrierten Sekundarschule angeboten werden. Die Engagementprojekttage haben, neben der Möglichkeit den eigenen Horizont zu erweitern, das Ziel gehabt, die SchülerInnen über den Zusatzkurs und dessen Rahmenbedingungen zu informieren. „Lernen durch Engagement“ ist dabei die Methode, die Lernen und Lehren neue Impulse geben kann. Mit „Lernen durch Engagement“ ermitteln die SchülerInnen selbst reale Problemlagen außerhalb der Schule und entwickeln zusammen mit einem sogenannten Engagementpartner (z.B. einer gemeinnützigen oder sozialen Einrichtung) Projekte, die eine Problemlage verbessern oder auf ein Problem aufmerksam machen können. LehrInnen werden dabei zu BegleiterInnen der SchülerInnen. Sie coachen und motivieren die SchülerInnen und leiten die Schwerpunktaufgabe der Reflexion, welche die persönliche Entwicklung der SchülerInnen, den Projektverlauf und die Kooperation mit anderen im Projekt beleuchtet. Die LehrerInnen geben den SchülerInnen zudem fortwährend Feedback und sorgen für Wertschätzung und Anerkennung der gezeigten und entwickelten Kompetenzen. Lernen durch Engagement ist an verschiedene Fächer angebunden. Fachinhalte werden so praktisch angewendet und bleiben nicht theoretisch.
Ziemlich viel Aktion am ersten Tag
Der Tagungsort „Alte Feuerwache“ bot den SchülerInnen genug Raum für unterschiedliche Angebote. Der große Saal hatte genügend Platz für Inputs, das Gelände mit dem schönen Innenhof aber auch verschiedenste Workshopräume: So war Gruppenarbeit gut möglich. Mit dem Ankommen gab es zunächst Musik der Schulband. Die Anmoderation von Michael Siegel sowie eine Videobotschaft des Schulleiters, Herrn Holtmann, eröffneten die Veranstaltung offiziell. Die SchülerInnen erhielten zunächst Inputs zum Thema Lernen für und im 21. Jahrhundert von der Bildungswissenschaftlerin Julia Kumbier. In kognitiven Aktivierungsphasen konnten die SchülerInnen das Gehörte weiterdenken und eigene Assoziationen zum Thema in Gruppen miteinander teilen und diskutieren. Auch gab es während der Inputs die Möglichkeit sich mit einer Handy-App an Befragungen zu den Inputthemen zu beteiligen. Siegrid Arnz, leitender Oberschulrat a.D., bot den zweiten interessanten Input zur Verbindung von Schule und zivilgesellschaftlichen Engagement. Auch dieser Input wurde durch die SchülerInnen in einer anschließend stattfindenden kognitiven Aktivierung vertieft.
1x Politik und 5 Workshops
Nach der Mittagspause hatte Frau Emine Demirbüken-Wegener die Gelegenheit ein Grußwort an die SchülerInnen zu richten, in dem sie auch ihren Respekt für das Interesse der SchülerInnen für die Thematik deutlich machte. Sie ist nicht nur die gewählte Kandidatin des Wahlkreises in dem die Max-Beckmann-Oberschule liegt, sondern auch Mitglied im Ausschuss für bürgerschaftliches Engagement und Partizipation im Abgeordnetenhaus. Sie konnte gut bei vielen SchülerInnen anknüpfen, als sie von ihren Erfahrungen im Hinblick auf zivilgesellschaftliches Engagement berichtete. Dabei fiel ihr Schwerpunkt auf die Einwanderungsgesellschaft und die ehrenamtlichen Leistungen vieler Menschen in Deutschland, die ihre Wurzeln nicht in dieser Gesellschaft haben und deren Engagement hier von vielen häufig kaum wahrgenommen wird. Anschließend konnten die SchülerInnen in fünf verschiedenen Workshops etwas über die Rahmenbedingungen des Zusatzkurseskurses erfahren, sich über ihre Aufgabe zur Durchführung einer sogenannten Fahrstuhlpräsentation für den letzten Tag der Engagemenprojekttage informieren, tiefer in das Thema Lernen durch Engagement einsteigen und etwas über das Quartiersmanagement im Kiez um die Schule erfahren. Ein weiterer Workshop wurde von drei SchülerInnen der 11. Klasse der Fridtjof-Nansen-Schule aus Flensburg geleitet. Die SchülerInnen waren angereist, um in ihren Workshops etwas über das von Ihnen durchgeführte „Lernen durch Engagement-Projekt“ zu erzählen, mit dem sie auf der jährlich stattfindenden „Netzwerktagung Lernen durch Engagement“ den 1. Preis der Jury gewannen. Das Projekt hat sich mit der Flüchltlingsproblematik beschäftigt und den SchülerInnen, aber auch vielen anderen Menschen, die durch die verschiedensten Aktionen innerhalb des Projekts von den Aktivitäten der SchülerInnen erfahren haben, unterschiedlichste neue Perspektiven auf das Thema eröffnet.
Der erste Tag endete mit einem Rückblick und einem Ausblick auf die nächsten Tage, die praktisches Erleben und das Aufspüren von echten gesellschaftlichen Problemen ins Visier nahmen.
Kiezerkundung zu unterschiedlichen Themen
An Tag zwei, der bei schönem Wetter auf der größten Sportanlage des Kiezes begann, konnten die SchülerInnen zunächst etwas über die Haltung erfahren, die notwendig ist, um auf reale Probleme und Bedarfe zu stoßen, die der Auguste-Viktoria-Alle-Kiez zu verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten aufweist. Danach konnten die SchülerInnen zwischen insgesamt zehn verschiedenen Themen wählen, zu denen Sie den Kiez untersucht haben. Je ein Teamender von den Beteiligungsfüchsen hat den SchülerInnen diesbezüglich zunächst etwas über die Möglichkeiten und Schwerpunkte in den verschiedenen Themengebieten präsentieren können. Danach konnten sich die SchülerInnen eine der thematischen Gruppen zuordnen, mit der sie das Ziel verfolgten, die erwähnten realen Probleme und Bedarfe zu suchen und daraus Ideen für Engagementprojekte zu entwickeln. Dazu sollten sie in den Kiez ausschwärmen und entsprechende Anlaufstellen aufsuchen. Geforscht und entwickelt wurde zu den Themen Kulturelles, Religion, Inklusion, Politik/Gesellschaft, Sport, Bildungsgleichberechtigung im Kiez, Jugendgerechter Kiez sowie Natur und Umwelt. Mit den gesammelten Erfahrungen und Notizen sollten die SchülerInnen eine Dokumentation in Form einer Fahrstuhlpräsentation vorbereiten. Indem sie die unterschiedlichsten Medien und Methoden für ihre Präsentation auswählten, legten sie bereits die Weichen für den Höhepunkt des Letzen Tage.
Präsentation und krönender Abschluss
Am letzten Tag wurden die SchülerInnen von ihrem Schulleiter begrüßt, der sich ein eigenes Bild von dem machen wollte, was die SchülerInnen bis zu diesem Zeitpunkt in ihren Themengruppen erarbeitet hatten. An diesem Tag war die Jugendfreizeiteinrichtung Fuchsbau Gastgebende. Überall in dem großen Haus wurde für die Präsentationen geübt. Um 12:00 Uhr war es dann soweit und die Fahrstuhlpräsentationen liefen an. Alle hatten Beeindruckendes zu bieten, so z.B. einen Vorschlag zur Errichtung eines sogenannten Calisthenics-Parks, eine aus Rohren bestehende Anlage, an der mit eigener Körperkraft trainiert werden kann. Die SchülerInnen befragten aber auch Mitarbeitende der Müllabfuhr zu „Problemgebieten“ im Kiez und machten erstaunliche Entdeckungen (ein Sikh-Gebetshaus, aufgeschlossene Passanten, die Vielfalt der sozialen Einrichtungen).
Kaum verwunderlich, dass sich Frau Wilcek von Charité Facility-Management beeindruckt von den Ergebnissen der Präsentationen zeigte, bei denen sie zugeschaut hatte. Frau Wilcek hob in einer kleinen Rede hervor, wie wichtig zivilgesellschaftliches Engagement sein kann, um auf eine berufliche Laufbahn auch in ihrem Unternehmen vorbereitet sein zu können. Die Firmengruppe Charité Facility-Management ist seit vielen Jahren in der Schulkonferenz der Max-Beckmann-Oberschule vertreten und hat sich von vornherein offen für die neue Lehr- und Lernkonzeption „Lernen durch Engagement“ und den geplanten Wahlpflichtkurs gezeigt.
Die Arbeit der Beteiligungsfüchse an der Max-Beckmann-Oberschule
Die Max-Beckmann-Oberschule arbeitet seit einigen Jahren mit Michael Siegel und Georg Mastritsch von den Beteiligungsfüchsen zusammen, um den SchülerInnen in der Schule mehr Möglichkeiten zu eröffnen sich mit ihren Kompetenzen einzubringen. Der Träger der Jugendhilfe Beteiligungsfüchse gemeinnützige GmbH begleitet die Schule in dem vor einigen Jahren begonnen Prozess der demokratischen Schulentwicklung. Zu den Aufgaben des Trägers gehören auch die Einführung des demokratiepädagogischen Lernarrangements Klassenrat aber auch die Einführung von Lernen durch Engagement in den 8. Klassen.
Entwicklung einer demokratischen Schulkultur
Die Schule hat mit diesem sehr umfassenden Ansatz einen weiteren Schritt zu einer demokratischen Schulkultur gemacht. Dabei setzt sie einerseits auf die Ausbildung und Stärkung von Kompetenzen, die junge Menschen brauchen, um sich für sich und andere einzusetzen und andererseits schafft die Schule Möglichkeiten und Räume, in denen die SchülerInnen eigene Ideen zur Ausgestaltung des Schullebens aber auch einfach nur ihre Sichtweisen und Aspekte ihrer Lebenswelt einbringen können.